15.03.97

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Mikroperversionen

Der folgende Bericht sandte uns "e-rt" (der Name ist uns Vögeln bekannt, der Autor möchte aber unerkannt bleiben).

ACHTUNG: Bitte lesen sie den Text nur, falls Sie auch extremste Sexpraktiken nicht abschrecken können! Glauben Sie uns, sie werden heute Nacht sonst keinen Schlaf finden.

ein altes, während meiner studienzeit zerlesenes buch zur hand nehmend, um mich in den wohligen zustand des "ach-ja-das-waren-noch-zeiten" zustands zu versetzen, traf mich unlängst nachgerade der keulenschlag der nur der in erotischen dingen abgeklärten person zugänglichen erkenntnis.

das buch ist unter der nummer isbn 3-540-07638-7 bzw. isbn 0-387-07638-7 erschienen. doch vorsicht: ein danach gefragter bibliothekar mag ebenso reagieren wie auf die bitte um herausgabe des necronomicons von abdul alhazred.

was ich früher als neutrale erkenntnis des wissenschaftlich unermüdlich wirkenden geistes mit wonne meinem zerbralen gaumen zuführte, entpuppte sich bei geändertem blickwinkel und unter einfluß des bundesdeutschen schmuddel- und voyeurismusfernsehens - ich denke hier an "wahre liebe", "peep" und margarethe von den verkitteten zähnen - als groteske - ja abartige sammlung abstoßendster perversionen. anzumerken ist dabei, daß die handlungen, deren widerwärtigste ich in kürze zu beschreiben die ernstzunehmende absicht hege, nicht von menschen oder menschenähnlichen kopulationsautomaten ausgeführt werden. auch handelt es sich bei diesen aktivitäten nicht um so fernsehfreundliche unternehmungen wie glattleder-sm, durch überreife dominas zur schau gestellte drüsenapparate oder sich während der freizeit als säugling gebärdende angehörige des mittleren managements, die sich den popo pudern lassen, sondern vielmehr um unscheinbare zeitgenossen, die ihr dasein im verborgenen fristen - in den ausscheidungen von mensch und tier, an schlecht geputzten fenstererscheiben, in faulenden gemüsen und auf marmelade. ja, von pilzen soll hier die rede sein, jedoch nicht von den stolz und phallisch emporgereckten exemplaren, die wir in durch die wälder wimmelnden volkshochschulgruppen das banner der naturverbundenheit schwenkend in den erdboden trampeln, nein, es sind die kleinen, unbekannten, mikroskopischen angehörigen einer gruppe von lebewesen, die nicht tier noch pflanze sind, denen, geschändet durch grausame namen wie "synchytrium endobioticum" oder "phlyctochytrium africanum" zweifelsohne hohe entschädigungen ob dieser beleidigungen zustünden - wenn sie nur an einen gerichtshof schreiben könnten.

anstatt jedoch des schreibens sich kundig zu machen, verlegen sich diese lebewesen auf praktiken der fortpflanzung, die selbst zu träumen nicht nur des gesunden menschen hirn sich sträubt.

bei der beschreibung dieser praktiken lasse ich fachbegriffe wie "operculate sporangienstruktur", "oogamer befruchtungsmodus" oder "hyphenähnliche rhizoide" weg und verlege mich auf die verständliche schilderung der magenwendenden fortpflanzungsgebräuche.

so durchwächst bei phytphtora infestans das organ des weiblichen (?) teilnehmers der sexuellen interaktion das organ des männchens (?), bläht sich nach der durchdringung sackartig auf, wobei das männliche (?) organ die basis des weiblichen kragenartig umschnürt. danach wächst aus diesem kragen ein keimschlauch in das weibliche organ und führt damit das furchtbare schauspiel (nur unter dem mikroskop zu beobachten) zu ende.

während hier brutale penetration unter durchbrechung der intakten körperoberfläche zu beobachten ist, kann man bei phycomyces blakesleeanus zumindest in den anfangsstadien des aktes noch so etwas wie zärtlichkeit erkennen: die auswüchse der partner wachsen aufeinander zu, umschlingen sich mehrfach, neigen sich zueinander wie zum kuß. dann rammen sie ihre köpfe (?) ineinander, verschmelzen und schwellen an zu einer schwarzen stacheligen geschwulst - dem keim des neuen lebens.

ich frage mich: muß das sein? nein, so brülle ich in die gleichgültigen gesichter der werbespotgeschädigten dumpfkonsumenten. wenn ja, dann verratet es zumindest nicht an margarethe. die öffentliche zurschaustellung hätte auf unsere kultur denselben einfluß wie vor fünfundsechzig millionen jahren der einschlag eines meteoriten auf die gesellschaft der dinosaurier. oder hatten die bereits das fernsehen erfunden und eine art dino-lilo-wanders hat die jurassischen äquivalente dieser perversionen der breiten dino-öffentlichkeit zugänglich gemacht?

darauf sollten wir - wenn auch nachdenklich - einen trinken.

prost

 

SAQ
 
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Hau-Ruck! Last Updated Sun Dec 06, 1998 - Click!
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