Der folgende Bericht sandte uns "e-rt" (der Name ist uns Vögeln bekannt,
der Autor möchte aber unerkannt bleiben). ACHTUNG:
Bitte lesen sie den Text nur, falls Sie auch extremste Sexpraktiken
nicht abschrecken können! Glauben Sie uns, sie werden heute Nacht
sonst keinen Schlaf finden. ein altes, während meiner
studienzeit zerlesenes buch zur hand nehmend, um mich in den wohligen
zustand des "ach-ja-das-waren-noch-zeiten" zustands zu versetzen, traf
mich unlängst nachgerade der keulenschlag der nur der in erotischen dingen
abgeklärten person zugänglichen erkenntnis. das buch ist unter der
nummer isbn 3-540-07638-7 bzw. isbn 0-387-07638-7 erschienen. doch vorsicht:
ein danach gefragter bibliothekar mag ebenso reagieren wie auf die bitte
um herausgabe des necronomicons von abdul alhazred. was ich
früher als neutrale erkenntnis des wissenschaftlich unermüdlich wirkenden
geistes mit wonne meinem zerbralen gaumen zuführte, entpuppte sich
bei geändertem blickwinkel und unter einfluß des bundesdeutschen schmuddel-
und voyeurismusfernsehens - ich denke hier an "wahre liebe", "peep" und
margarethe von den verkitteten zähnen - als groteske - ja abartige sammlung
abstoßendster perversionen. anzumerken ist dabei, daß die handlungen, deren
widerwärtigste ich in kürze zu beschreiben die ernstzunehmende absicht hege,
nicht von menschen oder menschenähnlichen kopulationsautomaten ausgeführt
werden. auch handelt es sich bei diesen aktivitäten nicht um so fernsehfreundliche
unternehmungen wie glattleder-sm, durch überreife dominas zur schau
gestellte drüsenapparate oder sich während der freizeit als säugling
gebärdende angehörige des mittleren managements, die sich den popo
pudern lassen, sondern vielmehr um unscheinbare zeitgenossen, die ihr
dasein im verborgenen fristen - in den ausscheidungen von mensch und tier,
an schlecht geputzten fenstererscheiben, in faulenden gemüsen und auf marmelade.
ja, von pilzen soll hier die rede sein, jedoch nicht von den stolz und phallisch
emporgereckten exemplaren, die wir in durch die wälder wimmelnden volkshochschulgruppen
das banner der naturverbundenheit schwenkend in den erdboden trampeln,
nein, es sind die kleinen, unbekannten, mikroskopischen angehörigen
einer gruppe von lebewesen, die nicht tier noch pflanze sind, denen,
geschändet durch grausame namen wie "synchytrium endobioticum" oder
"phlyctochytrium africanum" zweifelsohne hohe entschädigungen ob dieser
beleidigungen zustünden - wenn sie nur an einen gerichtshof schreiben könnten.
anstatt jedoch des schreibens sich kundig zu machen, verlegen sich
diese lebewesen auf praktiken der fortpflanzung, die selbst zu träumen nicht
nur des gesunden menschen hirn sich sträubt. bei der beschreibung
dieser praktiken lasse ich fachbegriffe wie "operculate sporangienstruktur",
"oogamer befruchtungsmodus" oder "hyphenähnliche rhizoide" weg und
verlege mich auf die verständliche schilderung der magenwendenden
fortpflanzungsgebräuche. so durchwächst bei phytphtora infestans
das organ des weiblichen (?) teilnehmers der sexuellen interaktion das
organ des männchens (?), bläht sich nach der durchdringung sackartig auf,
wobei das männliche (?) organ die basis des weiblichen kragenartig umschnürt.
danach wächst aus diesem kragen ein keimschlauch in das weibliche organ
und führt damit das furchtbare schauspiel (nur unter dem mikroskop zu
beobachten) zu ende. während hier brutale penetration unter
durchbrechung der intakten körperoberfläche zu beobachten ist, kann
man bei phycomyces blakesleeanus zumindest in den anfangsstadien
des aktes noch so etwas wie zärtlichkeit erkennen: die auswüchse der
partner wachsen aufeinander zu, umschlingen sich mehrfach, neigen sich
zueinander wie zum kuß. dann rammen sie ihre köpfe (?) ineinander, verschmelzen
und schwellen an zu einer schwarzen stacheligen geschwulst - dem keim des
neuen lebens. ich frage mich: muß das sein? nein, so brülle ich
in die gleichgültigen gesichter der werbespotgeschädigten dumpfkonsumenten.
wenn ja, dann verratet es zumindest nicht an margarethe. die öffentliche
zurschaustellung hätte auf unsere kultur denselben einfluß wie vor
fünfundsechzig millionen jahren der einschlag eines meteoriten auf
die gesellschaft der dinosaurier. oder hatten die bereits das fernsehen
erfunden und eine art dino-lilo-wanders hat die jurassischen äquivalente
dieser perversionen der breiten dino-öffentlichkeit zugänglich gemacht?
darauf sollten wir - wenn auch nachdenklich - einen trinken.
prost |