Wichtig: Dies ist eine wahre Geschichte! Wenn Sie uns sonst zurecht
nichts glauben, aber dieser Augenzeugenbericht aus erster Hand ist wirklich
wahr! Aus vielleicht verständlichen Gründen möchte der Autor
"mö" nicht mit vollem Namen genannt werden.
Scheissgeschichte
(mö) Ein jeder trägt Geschichten mit sich herum, die er lieber vergessen
würde. Eine der meinigen prägte meine Beziehung zu Hunden nachhaltig.
Im Haus, in dem ich damals ein Zimmer mietete, wurden zwei ausgesprochen
anhängliche Retriever gehalten. Sie waren mir so zugetan, dass sie sich ein
Spiel daraus machten, abends, wenn ich nach Hause kam, an mir hochzuspringen
und mir mit ihrer furchtbar langen Zunge zärtlich über das Gesicht zu lecken
und mich von oben bis unten vollzugeifern. Das war soweit erträglich,
wenn auch nicht besonders angenehm. Trotzdem sollte der Tag kommen, an
welchem ich diese Zeremonie in Frage stellen würde. Und das kam so:
Überlegen Sie sich gut, ob Sie weiterlesen
möchten! Ich hatte in den Tagen zuvor an einem weitverbreiteten
Leiden unserer Zivilisation, der Verstopfung, gelitten. An jenem Morgen merkte
ich nach der dritten Tasse schwarzen Kaffees, dass in meinen Gedärmen Aufbruchstimmung
herrschte, die alsbald in einen Tornado mündete. Ich kann mich erinnern, wie
ich während einer äusserst ergiebigen Sitzung plötzlich fürchtete, dass
ich - des inneren Druckes der Füllung beraubt - wie eine leere Ballonhülle
in mich zusammensacken könnte. Später stand ich als neuer Mensch auf
und spülte das Geschäft aus den Augen der Welt. Genau genommen: Nicht
alles davon. Was nämlich zurückblieb, war jener lange feste Klumpen, der sich
nun ebenso hartnäckig weigerte, den Siphon zu passieren, wie er zuvor meine
Gedärme unter Verschluss gehalten hatte. Damit wäre man an sich noch fertig
geworden. Mit der Hand am Kettchen wartete ich ungeduldig, bis der Spülkasten
endlich wieder vollgelaufen war. Das Unheil entsprang einem
weiteren Merkmal unserer Zivilisation, nämlich dem steten Drang nach
Rationalisierung. Als das Rinnsal von Zuleitung den Spülkasten knapp
zur Hälfte gefüllt hatte, errechnete ich mir einen Zeitvorteil im sonst
schon in Verzug geratenen Tagesprogramm, wenn ich zuerst im Zimmer meine Decke
ausschüttelte, den Pyjama unter das Kissen legte und erst dann die Nachspülung
einleiten würde. Gesagt getan, ich brachte meine Schlafzimmer in
Ordnung. Auf dem Weg zurück ins Badezimmer, drangen glucksende Schmatzgeräusche
an mein Ohr. Ich beschleunigte meinen Schritt, wollte jedoch das Schlimmste
noch nicht wahrhaben. Als ich das Badezimmer erreichte, war der Anblick,
welcher sich mir bot niederschmetternd: Der eine Hund hatte seinen Kopf
tief in die Schüssel getaucht! Nachdem ich mir nüchtern überlegt
habe, was zu tun sei, stürze ich mich zitternd und mit tierischem Brüllen
auf den Hund. Ein lautloser Angriff wäre den Umständen besser angepasst gewesen,
denn bevor ich ihn erreicht habe, zieht er erschreckt seinen Kopf aus der
Kloschüssel und ich erstarre zur Salzsäule: Aus der Schnauze dieses Köters
ragt doch zu beiden Seiten tropfend jener Klumpen Scheisse! Als mich
das Tier anstürmen sieht, versucht es an mir vorbei in den Korridor zu
türmen. Mir bleibt gerade noch genügend Zeit, um nicht ganz unpassend
"Scheiissee!" zu schreien. Geistesgegenwärtig weiche ich ihm dann aus
und drücke mich eng an die Wand, um schmierige braune Flecken auf meinen Hosen
zu vermeiden. Dann feuere ich ihm hinterlistig einen Fusstritt nach, welcher
ihn voll erwischt und gerade in die richtige Schräglage für eine schnelle
enge Kurve im Gang draussen bringt. Ich bin wieder Herr der Lage und nehme
sofort die Verfolgung auf. Lieber Leser auch meine Scheisse
ist nicht zähe wie Eichenholz, und ausserdem hat der Hund bei meinem
Tritt wahrscheinlich feste darauf gebissen, denn der Klumpen bricht auseinander
und die Hälfte davon fällt auf den Teppich. Im vollem Lauf schaffe ich
es nur knapp dem Haufen auszuweichen und ihn mit meinen Pantoffeln nicht in
eine braune Bremsspur zu verwandeln. Der Hund zögert einen Moment ob er die
verlorenen Pralinen wieder aufheben soll, entscheidet er sich dann jedoch
dagegen, und versucht, mit dem, was er noch hat, in den Salon zu entkommen.
Kurz bevor er diesen erreicht, sehe ich jedoch mit grenzenloser Erleichterung,
wie der Rest der Scheisse - in viele kleine Stücke zerkaut - aus seiner
Schnauze auf den Teppich fällt. Der Rest ist rasch erzählt:
Währenddem ich auf allen vieren im Korridor braune Krümel auflas, stand
mir der sonst gutmütige Hund böse knurrend und zähnefletschend gegenüber.
Das so zerkleinerte Geschäft liess sich jedoch einwandfrei durch den Siphon
spülen. Lieber Leser, Du magst mich zimperlich schelten, aber seit jenem Tag
lasse ich mich von Hunden nur noch widerwillig belecken... |