Alaska Trophy 2002
*** 8. Bericht vom 24. September
2002 ***
Werte interessierte und desinteressierte
Leserschaft,
wieder einmal haben wir Lust und Musse gefunden, um
unsere weit entfernten Freunde und sonstiges mit den neusten Erlebnissen zu
fuettern.
Von unserem Ausgangspunkt in Victoria haben wir also die
beruechtigte Nordroute des West Coast Trails in Angriff genommen. Diese
Wanderung fuehrt entlang dem Pazifik an der Westkueste von Vancouver
Island durch den Regenwald des West Pacific Rim Natl. Park ueber 75km.
1. Tag
Von Victoria aus verschifften wir am Morgen um 6:30Uhr
(Gaehn) mit einem Bus 3h nach Port Renfrew. Auf den Trail sind taeglich nur
26 Personen zugelassen, da aber nicht mehr die grosse Saison war, konnten
wir uns im Trailhead Buero fuer den Abmarsch einschreiben. Wir wollten den
Trail in 5 Tagen durchwandern, betonung auf wollten. Eine deutsche Alleinwanderin,
unter dem Pseudonym 'Gitta' startend, fragte uns an in unserem Team mitzuwandern.
Natuerlich sagten wir zu, wir sind ja freundlich, lieb, gutaussehend
...
Sie meinte noch, dass sie alleine weitergehen wuerde, falls sie
uns nicht mehr folgen koennte. (Aufgeschreckt durch das 5 Tage Ziel)
So mussten wir uns noch ein Film ansehen, diverse Sicherheitszettel lesen
(Baeren, Cougars ...), die Wetteraussichten beachten und lernen wie man die
Tidetabel (Tabelle mit den Gezeiten) anwendet. (Es gibt Passagen, die man
nur bei Ebbe passieren kann.)
Mit einer kleinen Faehre mussten wir zuerst
einen Fluss durchqueren, bevor es dann in den Wald ging. Hier begann
der anstrengenste Teil des Trails, da einige hundert Hoehenmeter ueber
viele Wurzelstoecke und ueber duzende von Leitern (ja, solch scheiss
Leitern mit Sprossen, die nach einer Weile mit einem 30kg schweren Rucksack
doch recht in die Beine gehen) zu bewaeltigen waren.
Unterwegs wollten
wir natuerlich mehr ueber unsere Reisebegleiterin Gitta erfahren und es stellte
sich zu unserem Schrecken heraus, dass sie 19 (in Buchstaben: Neunzehn) Semester
Sport an der Universitaet studiert hatte und jetzt im Outdoor Bereich arbeitet.
Der Schock war uns Tage danach anzusehen und wir mussten um unsere Kondition
besorgt sein. (Natuerlich hatten wir ein intensives Velo-Training hinter
uns, was uns zu durchtrainierten Sportlern formte).
Nach 4h Wanderung
kamen wir am ersten Zeltplatz am Meer an und schlugen unser Zelt fuer
die Nacht auf. Zuerst galt es noch eine tote Roppe aus dem Geschacksbereich
zu entfernen.
2. Tag
Bei einsetzendem Regen ging es der Kueste
entlang ueber nasse und glitschige Steine und Felsen. Einige Kletterkuenste
waren gefordert und man lernte mit dem schweren Rucksack die Balance zu halten.
Leider gab es auch kleinere Stuerze, was zu Schuerfungen an Armen, Haenden,
Fingern und Beinen fuehrte. Hier trafen wir zum ersten Mal auch drei
Leute aus Seattle. Leider traf es den Burschen hart, denn er brach sich
bei einem Sturz die Nase. Aber er zeigte wenig Schmerz und er ging nach
einer Pause weiter.
Den zweiten Teil des Tages ging es bei Regen durch
den Regenwald. Die rutschigen Wurzeln und Baumstaemme, die es zu ueberqueren
galt waren sehr anstregend. In langen Passagen durch Sumpfgebiete war oefters
Mal der ganze Schuh im nassen Braunen eingetaucht und der Sumpf baute sich
auch im Schuh auf. Nach 8h wandern, stellten wir unser Zelt bei leichtem
Regen auf. Im Schutze einer ueberhaengenden Felswand kochten wir das
Nachtessen und Chregi sorgte mit einem brechendem Stuhl unter dem Ar...
vor versammlter Outdoor Menge fuer den Lacher des Abends. Da es nicht
sehr viele Zeltplaetze hat, sah man jeden Abend wieder etwa die gleichen Leute
und konnte ueber die Strapazen diskutieren.
3. Tag
Wir lagen
so lange im Zelt bis es nicht mehr regnete und starteten dann als lezte Gruppe
vom Zeltplatz. Dabei stand sogleich eine Flussueberquerung mit einem Cable
Car auf dem Programm. Ein Cable Car ist eine kleine Kabine fuer eine
Person aus Stahl die an einem Seil ueber den Fluss fuehrt. Mit einem
zweiten Seil kann sie hin und her gezogen werden. Der Weg durch den Wald
war schon nicht mehr so anstrengend, da das Auf und Ab nicht mehr so
gross war. So kamen wir bald zu einem naechsten Zeltplatz. Da der weitere
Weg durch die Flut versperrt war, blieb uns nichts anderes uebrig als die
Zelte hier aufzuschlagen. Durch das jetzt schoene Wetter konnten wir auch
alle nassen Sachen trocknen inkl. Schuhe. Die Zeltplaetze sind alle sehr schoen
und am Meer gelegen. Infrastruktur gibt es keine und das Wasser muss
immer aus einem Fluss genommen werden. Zum Glueck hatten wir nie ('Scheiss-')
Probleme damit. Gitta war mit ihren Outdoor Faehigkeiten fuer ein Feuer
besorgt.
4. Tag
Zum Morgenessen mussten wir einen knietiefen
Fluss zu Fuss ueberqueren. Mit ausgeliehenen Sandalen ging das relativ gut,
ausser dass am Abend eine Sandale von Gitta fehlte. Kurz vor einem Leuchtturm
kam es zum kulinarischen Hoehepunkt auf dem Trail. Ein kleiner Imbisstand
mit Hamburger und Bier im Angebot ist die einzige Zivilisation am Trail. Zusammen
mit Patricia und Clif aus Montreal wurde mit einem Bier und Hamburger
angestossen. Zu diesem Zeitpunkt zeigte sich schon, dass wir mindesten
6 bis 7 Tage fuer die Wanderung benoetigten. Dies, weil wir meistens
nur am Morgen bis ca. 14Uhr wanderten und uns dann als erste auf einem
Zeltplatz niederliessen und bei Sonnenschein auf die anderen Gruppen warteten.
5. Tag
Zum zweiten Mal mussten wir mit einer Faehre ueber einen
Fluss setzen. Da aber die Betreiber (Eingeborene, sogenannte Natives) uns
zwei Stunden warten liessen, kamen wir auch an diesem Tag nicht so toll voran
und die 7 Tage Wanderung war da. So entschlossen wir uns beim naechsten
Zeltplatz bei einem etwa 20m breiten und 15m hohen Wasserfall direkt
ins Meer hinein zu uebernachten. Hier konnte bei schoenstem Wetter geduscht
und gebadet werden. Bei einem Lagerfeuer mit anderen Mitwanderern wurde
die Nacht eingeleutet.
Der Trail war ursprueglich fuer Schiffbruechige
angelegt worden, denn zwischen 1850 und 1940 schlugen hier sicher mehr als
20 Schiffe leck.
6. Tag
Relativ frueh am Morgen legten wir los.
Unterwegs ueberholten wir meistens alle anderen Gruppen, nicht weil wir viel
schneller liefen, aber wir machten meist nie eine Pause und wanderten
4h durch und goennten uns die grosse Pause am Zeltplatz. Es gab einige
Abschnitte an der Beach mit Sand zu durchqueren. Dies war zwar viel schneller
als durch den Wald, aber auch anstrengend, da der Sand meist weich war
und man einsackte. Hier begann Gitta, bedingt durch Blasen an den Fuessen
und durch sammlen von Muscheln oder weil sie einfach durch unser forsches
Tempo ueberfodert war, ein wenig zu bummeln. Dies fuehrte dazu, dass sie den
Namen 'Sandschnecke' verliehen bekam. Chregi wurde zum 'Kaefer', da er nach
einem Sturz nicht mehr ohne fremdhilfe aufstehen konnte. Er lag am Boden,
wir lachten und machten Fotos...
Beim Nachtessen gab es fuer uns
nur noch Suppe, da der Nahrungsmittelvorrat langsam am Ausgehen war.
Freundlicherweise half uns Gitta noch etwas aus.
7. Tag
Um 6 Uhr war ich fuer den Weckdienst zustaendig, da wir einige Kilometer bis
um 1 Uhr zuruecklegen mussten. Die letzte Strecke zeigte sich aber als sehr
harmlos (way to grandma's home !) und wir hatten schon um 11 Uhr, nach einem
Besuch bei einem Leuchturm und bei den Seeloewen, das Ziel in Bamfield erreicht.
Nach und nach sammelten sich hier alle Wanderer und begannen sich voneinander
zu verabschieden. Hier galt es fuer uns auch Abschied von unserer Reisebegleiterin
Gitta, die Sandschnecke, zu nehmen, was uns natuerlich schwer fiel. Umso
mehr, als uns eine 5 stuendige Busfahrt ueber eine nicht geteerte Strasse
mit einem alten Schulbus (wie man ihn in gelber Ausfuehrung in den Filmen
so sieht) bevor stand. Am Abend kamen wir dann in Victoria wieder an.
Die Tage danach:
Von Victoria reisten wir per Bus und Faehre nach
Saltspring, eine Insel, die uns von Ralf dem Koch entpfohlen wurde. Hier besuchten
wir ein Herbst-Dank-Fest der lokalen Bauern und bestaunten vom schoenen
Zeltplatz aus die Faehreschiffe im Meer. Dies sollten unsere letzten
Naechte in unserem schoenen Hilleberg Zelt sein. (Das Hilleberg Zelt
setzte fast auf jedem Zeltplatz den Glanzpunkt der Zelte!)
Von Saltpring
Island gings via zwei Faehren und einer Busfahrt weiter nach Vancouver, wo
wir in einem netten Backpacker Hostel abstiegen.
Von Vancouver aus
gruessen wir Euch alle und empfehlen den West Coast Trail zu machen, wann
immer jemand die Gelegenheit dazu hat.
Gruss
Markus und Chregi
Essen für die nächsten 6 Tage auf dem Trail
Abenstimmung auf dem Zeltplatz am Pacific
Zeltplatz mit guter Duschmöglichkeit
Tsusiat
Point Bogen (Durchgang nur bei Ebbe)
Mit Vollpackung auf dem West Coast Trail